Glühender Patriot und „Überösterreicher“

Der Verleger Fritz Molden (1924-2014) wäre am 8. April 2024 100 Jahre alt geworden

Fritz Molden wurde am 8. April 1924 als Sohn des damaligen stellvertretenden Chefredakteurs der „Neuen Freien Presse“ Ernst Molden (1886-1953) und der Schriftstellerin Paula von Preradović (1887-1951), der späteren Verfasserin des Textes der österreichischen Bundeshymne, in Wien geboren. Mit 14 Jahren wurde Molden erstmals verhaftet, als er kurz nach dem so genannten „Anschluss“ Österreichs an das Deutsche Reich im März 1938 sich als Mitglied der katholischen Jugend an Aktionen gegen den Nationalsozialismus beteiligte. Der Widerstand gegen das NS-Regime wurde zu einem leitenden Motiv seiner Jugend und jungen Erwachsenenzeit und blieb für ihn zeitlebens prägend. In seinem autobiografischen Buch „Fepolinski & Waschlapski auf dem berstenden Stern“ (1997) hat er diese Zeit facettenreich beschrieben – und damit auch den Mythos um seine Person befestigt.

Biografische Wegmarken

Nach Ende des Zweiten Weltkriegs avancierte Molden zum Sekretär des österreichischen Außenministers Karl Gruber und war 1948/49 als Diplomat in den USA tätig, und zwar im Österreichischen Generalkonsulat in New York. Seine Medienkarriere begann 1946, als er in die von seinem Vater wiedergegründete Tageszeitung „Die Presse“ als Auslandsredakteur eintrat. Bereits 1950, also im Alter von 25 Jahren, übernahm er die Führungsrolle als kaufmännischer Direktor der „Presse“ und gründete im selben Jahr noch die „Wochenpresse“, eine politische Wochenzeitung, die Anfang der 1990er-Jahre in „Wirtschaftswoche“ umbenannt wurde. 1958 hob er im Zuge des „Wiener Zeitungskriegs“ gemeinsam mit dem späteren ORF-Generalintendanten Gerd Bacher die Boulevardzeitung „Express“ aus der Taufe, 1960 kaufte er schließlich noch das „Wiener Wochenblatt“.

Buchverleger

Zu diesem Zeitpunkt war Molden der wohl wichtigste und mächtigste Zeitungsherausgeber des Landes. Der nächste von ihm geplante Coup, der Kauf der „Kronen Zeitung“, scheiterte jedoch, weil es ihm nicht gelang, die Banken für die Finanzierung des Deals zu gewinnen. Anlässlich seines 40. Geburtstags im April 1964 fällte er die spontane Entscheidung, sich als Buchverleger noch einmal völlig neu zu erfinden. Die sich in den folgenden Jahren entwickelnde Erfolgsstory, die den Molden Verlag in die Top 5 der größten deutschsprachigen Publikumsverlage katapultierte, hat Molden später ausführlich Revue passieren lassen. Das Buch „Der Konkurs. Aufstieg und Fall eines Verlegers“ erschien 1984, nachdem Molden ebenso spektakulär gescheitert wie aufgestiegen war. Dieses Buch mit seinen Reflexionen ist ein Solitär in der deutschsprachigen Verlagsgeschichte.

Die großen Erfolge

Seinen größten Erfolg als Verleger feierte Molden mit den Memoiren der Schauspielerin Hildegard Knef. „Der geschenkte Gaul“ erschien im Herbst 1970, stand über ein halbes Jahr auf Platz 1 der Spiegel-Bestsellerliste und erreichte eine Gesamtauflage von über einer Million Exemplaren. Damit war Molden im Olymp der Buchverleger angekommen. Zwei weitere Bestseller aus seinem Haus zeigen, wie Molden agierte und was er anders machte als das Gros der deutschsprachigen Verlage damals: Mit seinem Gespür für gute Geschichten kaufte er fremdsprachige Lizenzen ein. Das war kostspielig, aber es gelang Molden immer wieder, diese teuer eingekauften Projekte für den deutschen Buchmarkt zu vergolden. Die Briefe, die die Stalin-Tochter Swetlana Allilujewa an einen Freund schrieb (erschienen 1967), wurden als Molden-Buch ebenso ein Riesen-Erfolg wie die deutsche Ausgabe von Maria Puzos „Der Pate“ (erschienen 1969). Weitere Molden-Autoren von Weltrang waren Leonard Bernstein und Sophia Loren.

Der Molden Verlag heute

Mit „Ibera & Molden“ versuchte Fritz Molden später nochmals ein Revival, aber die früheren Erfolge stellten sich nicht mehr ein. Heute ist der Molden Verlag ein Imprint der Verlagsgruppe Styria. Diese feiert den 100. Geburtstag des Verlagsgründers und den 60. Geburtstag des Molden Verlages u. a. mit dem erstmals vergebenen „Molden-Sachbuchstipendium für biografisches Schreiben“. „Wir freuen uns darüber und sind stolz darauf, dass unsere Bücher den Namen Molden tragen. Dieser Name ist ein Synonym für gesellschaftspolitisches Engagement, verlegerischen Mut und gute Geschichten“, so die Molden-Geschäftsführenden Matthias Opis und Elisabeth Stein-Hölzl.

Fritz Molden während der Frankfurter Buchmesse 1978 - (c) picturedesk.com dpa Porträtdienst